Montag, 25. Februar 2013

Ende gut...

... fast alles gut. Einen Tag vor meiner Abreise kann ich nun sagen, dass ich mit einem guten Gefühl wieder fahre. 

Erick und Julius bei der Eingabe



Julius und ich
Am Donnerstag und Freitag haben wir die Inventur im Hauptlager durchgeführt. Durch das Überprüfen und Dokumentieren aller Chargen und Verfallsdaten dauerte das Ganze natürlich etwas länger als das reine Zählen. Wir haben es aber mit vereinten Kräften doch zügig geschafft. Julius, der Pharmacy Technician, hat als Einstand schon einmal bei der Eingabe der Ergebnisse in die Datenbank mitgeholfen. Sein erster Arbeitstag wird am 20.März sein. Auch der zweite Eindruck (nach dem ersten beim Vorstellungsgespräch) war weiterhin gut und ich freue mich auf die Zusammenarbeit. Die durch AoG ermöglichte Anstellung pharmazeutischen Personals im seit fast 50 Jahren laufenden Outreach Programm läutet bei AMREF eine neue Ära ein. Bisher kümmerten sich Krankenschwestern um die Lagerhaltung, wie es auch in vielen kleineren Kliniken und Gesundheitsstationen noch der Normalfall ist. Nach Julius' Einarbeitung im Lager in Nairobi werden wir dann gemeinsam weiter an der "good pharmacy practice" bei AMREF arbeiten und diese dann im weiteren Projektverlauf auf Outreach Kliniken in Kenia und Tansania ausweiten.
Zunächst einmal ist nun die Datenbank endlich gefüttert und es kann mit dem Test losgehen. Leider werde ich dies nun von Deutschland aus verfolgen müssen (aber zum Glück gibt es ja E-Mail und Skype) und hoffe, dass sich das System bis zu meinem nächsten Besuch im Sommer etabliert hat.

Aufbruchstimmung herrscht ansonsten nicht nur bei mir. Viele der "Expats" hier fahren über die Wahlen weg. Auch mein Hotel leert sich zunehmends und das Buffet beim Frühstück und Abendessen wird täglich kleiner. Diejenigen, die sich entschlossen haben hier zu bleiben, legen nun Vorräte an, für den Fall, dass man das Haus nicht verlassen kann.
Viele Kenianer, mit denen ich gesprochen habe, wollen am 4. März frühstmöglichst ihre Stimme abgeben und dann schnell wieder nach Hause oder in ihre Dörfer reisen... Wie das alles genau ablaufen wird, kann ich mir im Moment nicht vorstellen bzw. kann das wahrscheinlich niemand so richtig. Insgesamt wird die Stimmung immer angespannter. Alle hoffen auf einen friedlichen Verlauf und wo man hinsieht und hinhört wird über friedliche Wahlen gesprochen und dafür gebetet.
Heute gibt es noch die zweite "Big Debate".

So packe ich nun langsam meinen Koffer, natürlich mit ein bisschen Wehmut, aber auch zufrieden mit dem, was wir geschafft haben. Und wenn man weiß, dass man wiederkommt, fällt einem der Abschied doch um einiges leichter...
 

Dienstag, 19. Februar 2013

Der Endspurt

Nun bricht unglaublicherweise schon meine letzte Woche an und es gibt noch reichlich zu tun.
Julius, unser Wunschkandidat für die Stelle des Pharmacy Technician hat seinen Vertrag unterschrieben und wird ab Ende der Woche zum Einarbeiten vorbeikommen, bevor er dann im nächsten Monat offiziell seine Stelle antritt.
Die Softwareübergabe steht weiterhin an und ich erwarte sie mit größter Spannung um endlich in den Praxistest zu gehen. Zur Dateneingabe machen wir eine Inventur, um den tatsächlichen Bestand noch einmal zu überprüfen sowie alle Chargennummern und Verfallsdaten zu erfassen. Die Anforderungen für den nächsten Outreach Visit sollen dann das erste Mal mit Hilfe der Software bearbeitet werden.
Am Anfang wird die manuelle Dokumentation noch weitergeführt, bis wir uns sicher sind, dass es keine weiteren Probleme mit der Software gibt. Nach meiner Abreise werde ich den Verlauf dann von Deutschland aus weiterverfolgen, in enger Zusammenarbeit mit dem kenianischen Apotheker, dem Pharmacy Technician und einem IT-Mitarbeiter von AMREF.

Außerdienstlich war nach der Big Debate am Montag dann der Valentinstag hier das zweite große Ereignis der Woche. Unmengen an Blumen wurden überall angeliefert. Die Straßenhändler rüsteten sich neben den üblichen Obstsorten, Zeitungen und Schnickschnack ebenfalls mit Flora aus. Abends war der Verkehr noch schlimmer als sonst; man führte zum Valentinsdinner aus. Dass ich an dem Tag (zufällig) eine rote Bluse trug sorgte im Büro für große Freude. Blumen habe ich leider trotzdem nicht bekommen.

Ansonsten ist es vielleicht Zeit für ein paar gesammelte Impressionen aus Nairobi und Umgebung. Und bevor ich viele Worte verliere, lasse ich lieber die Bilder sprechen.

Gesammelte Eindrücke

Mittwoch, 13. Februar 2013

The Big Debate

Der Wahlkampf in Kenia geht weiter, der Countdown läuft. Am Rosenmontag war hier nichts von Karneval zu spüren, dafür fieberten alle der "Big Debate" entgegen: der ersten großen Fernsehdebatte der Präsidentschaftskandidaten in Kenia. Vielleicht ähnlich wie bei WM-Spielen der deutschen Nationalmannschaft leerten sich die Büros bereits früher als sonst, damit alle durch den fürchterlichen Verkehr rechtzeitig nach Hause kommen. Die Leute bewegten sich ein kleines bisschen schneller, die Autos fuhren ein wenig aggressiver. Je näher die Stunde rückte, desto weniger war auf den Straßen los. Beim Abendessen wiesen mich die Kellner im Hotel noch daraufhin, dass kein anderer zum Dinner erscheinen wird, weil alle im Zimmer sind und im Fernsehen die Diskussion verfolgen. Verschiedene Themen wurden von zwei Moderatoren vorgegeben und jedem Kandidaten unter Zeitlimit die Gelegenheit gegeben, seine Meinung, Vision und Sichtweise zu erläutern und wie er oder sie im Falle der Präsidentschaft die Versprechen umsetzen wird.
Ein großes Thema ist das Stammessystem in Kenia, dass für viele Konflikte und Unruhen sorgt, insbesondere jetzt zu Wahlzeiten. Auch wenn alle Kandidaten gegen das Stammesdenken in der Politik appellieren, bleibt abzuwarten, wie sich die Lage weiterhin entwickelt sowohl vor als auch nach der Wahl. Vielleicht hat die "freundschaftlich" verlaufende Debatte ein wenig Spannung herausnehmen können, das hoffen zumindest die Meisten hier.

Besuch beim Lieferanten
Nachdem ich im September bereits einen der Großhändler hier in Nairobi besichtigt hatte, nutzte ich nun die Gelegenheit einen weiteren Lieferanten von AMREF sowie unsere Ansprechpartner dort persönlich kennenzulernen. Außerdem wurde ich durch das sehr gut organisierte Lager geführt und erhielt einen Einblick in die Arbeitsabläufe dort.

Die Startseite der Software
Ansonsten ging es bei der Arbeit diese Woche bisher "pole pole", langsam, langsam. Die Software benötigt ein paar weitere Änderungen, wir warten auf die Bestätigung der letzten Referenz des gewünschten Pharmacy Technician und bereiten eine weitere von PSF finanzierte Bestellung von Medikamenten und Medizinprodukten für das Outreach Programm vor. Da es sich dabei aber nicht um die Präsidentschaftsdebatte handelt, schalten alle wieder einen Gang zurück. So gilt es nun die Balance zu finden zwischen etwas Geduld und ein bisschen Penetranz um die gelobte deutsche Effizienz zu verteidigen.

Freitag, 8. Februar 2013

Das tägliche Leben



Mein Büroplatz
Nach zwei Wochen hier stellt sich langsam fast ein wenig das Gefühl eines Alltags ein. Morgens werde ich von Frederick, einem der Fahrer von AMREF abgeholt (und nachmittags auch wieder zurückgebracht). Ich habe einen vorläufigen Büroplatz bekommen, an dem ich mich ausbreiten kann (incl. eigener Thermoskanne Tee vormittags und nachmittags). Im Lager helfe ich beim Vorbereiten der Outreach Reisetaschen und verfolge die Reiserouten der Ärzte im Funkraum mit. Schon nach ein paar Tagen penibler, zigfacher Dokumentation aller Warenbewegungen auf Blöcken und in Ordnern freue ich mich umso mehr auf die Einführung der Software, die den bisher gut geführten aber langwierigen Vorgang doch deutlich vereinfachen wird. Ab nächster Woche geht es mit dem Test im Lager los. Dafür müssen wir uns noch eine Lücke zwischen dem täglichen Geschäft freischaufeln, um in Ruhe alle Daten eingeben und abgleichen zu können. Das Outreach Programm läuft auf Hochtouren. Diese Woche wurden Krankenhäuser im  Norden Kenias angeflogen, nächste Woche geht es nach Tansania, dann ist wieder Kenia an der Reihe. 

 
Die Vorbereitungen in der Apotheke
Die Dokumentation

Eine Besonderheit in der Abwicklung der Bestellungen und Lieferungen hier ist, dass bei einer Anforderung von einer Klinik oder einem Arzt nicht einfach auf das Hauptlager, das die Lieferungen annimmt, zurückgegriffen werden kann. Zur Erhöhung der Transparenz wird ein Zwischenschritt eingebaut: die "Apotheke". Die im Moment dort arbeitende Krankenschwester fordert speziell die Sachen aus dem Lager an, die für die Einsätze gebraucht werden, packt alles ein und gibt sie an das Outreach Team weiter. Diese zunächst etwas umständlich anmutende Vorgehensweise wird nicht nur bei AMREF gepflegt, sondern ist verbreitet und wird z.B. auch beim Großhandel, den ich im September besichtigen konnte, so durchgeführt. Korruption ist leider ein hochaktuelles Thema, dem auf verschiedene Weise versucht wird beizukommen.

Zu meinem Alltag hier gehört natürlich auch eine Mittagspause, die ich meist auf dem geschäftigen Gelände des Wilson Airports in direkter Nachbarschaft zum Nairobi Nationalpark verbringe. Der Wilson Airport ist neben dem internationalen Jomo Kenyatta Airport der zweite Flughafen der Hauptstadt, nur etwas kleiner. Hier ist aus logistischen Gründen die Outreach Zentrale von AMREF angesiedelt. Der Wilson Airport ist hauptsächlich Ausgangspunkt von Safaris und vieler Inlandsflüge. Im Dröhnen der Motoren suche ich mir täglich ein Plätzchen in einem der Imbisse oder im Coffee Shop des Air Kenya Terminals und lasse zwischen Flughafenpersonal, Piloten, Pilotenschülern, Passagieren den Charme der Propellermaschinen auf mich wirken, genieße einen frischen Fruchtsaft und probiere mich durch die afrikanische Küche.

 

Mittwoch, 6. Februar 2013

Bewerbungsgespräche

Das Bewerbungsgremium
Gestern liefen nun die Bewerbungsgespräche für den Pharmacy Technician, einer Stelle ähnlich unserer PTA in Deutschland. Letztendlich waren es fünf Kandidaten: drei Männer, zwei Frauen. Die geforderten mindestens zwei Jahre Arbeitserfahrung brachten alle mit. Jetzt hieß es, sich ein Bild von den Personen zu machen.

An den Gesprächen, die den ganzen Vormittag (unterbrochen nur von einer obligatorischen Teepause) gingen, nahmen Outreach Manager Dr. Musomi und die zuständige Koordinatorin Margaret Esakwa teil, außerdem Vertreter aus der Personal- sowie aus der Finanzabteilung.
Die Personalabteilung bereitetete aus eigenen und von uns eingereichten Fragen einen Bewertungsbogen vor, auf dem für jeden Bewerber Punkte auf einer Skala vergeben werden. Abgefragt wurden Bereiche wie Arbeitserfahrung, Verständnis von Lagermanagement, Umgang mit manueller und elektronischer Dokumentation und persönlichen Faktoren. Der persönliche Eindruck zählte natürlich auch, schließlich wird der Pharmacy Technician im weiteren Verlauf unseres Projektes eine zentrale Rolle bei der Einführung der Software in Nairobi und der weiteren Verbreitung in Outreach Krankenhäusern spielen.

Afrikanischer Tee
Für die Bewerber sind neben dem Gehalt auch Sonderleistungen, wie Rentenzahlungen (keine Selbstverständlichkeit!), eine mit inbegriffene medizinische Versorgung und bezahlte Urlaubstage interessant.
Jeder Teilnehmer des Gremiums vergab nun während oder direkt nach den Gesprächen seine Punkte. Diese wurden nach allen Gesprächen addiert und ausgewertet. Wir waren uns alle einig, dass zwei der Kandidaten am geeignetsten für die Stelle sind. Sie werden nun nach Rangliste von der Personalabteilung kontaktiert, um die Verfügbarkeit und das Interesse zu bestätigen, die Gehaltsverhandlungen zu führen und dann hoffentlich den Vertrag abzuschließen.


Montag, 4. Februar 2013

Karibu Kenya!


AMREF Outreach Zentrale
Meine erste von diesmal insgesamt viereinhalb Wochen in Kenia ist nun schon um. Es ist schön wieder hier zu sein und von den AMREF Kollegen herzlich empfangen zu werden, einige Wege und Abläufe schon zu kennen. So verkürzt sich die Eingewöhnungszeit doch auch deutlich, angenehme 26°C erledigen ihr übriges.





Besprechung der Software
So konnte direkt mit der Arbeit begonnen werden. Die beim letzten Besuch im September ausgewählte Software für das AMREF Hauptlager des Outreach Services wurde in der Zwischenzeit auf AMREF Bedürfnisse zugeschnitten und konnte diese Woche erste Tests durchlaufen. Zusammen mit einem kenianischen Apotheker und IT-Fachmann spielten wir "auf dem Trockenen" die verschiedenen Bestellprozesse durch und erstellten Berichte zu Bestellungen, Belieferungen etc. Das Ergebnis war höchst zufriedenstellend. Nach ein paar kleinen Änderungen geht es dann im nächsten Schritt ins Lager, um dort parallel zur bisherigen manuellen Dokumentation, die Anwendungen im Alltag zu testen.



Krankenschwester Anne im Lager
Die Ausschreibung für die Stelle eines von AoG finanzierten Pharmacy Technician stieß auf großes Interesse. Insgesamt gab es über 300 Bewerbungen, 39 kamen in die engere Auswahl und sieben werden nun nach genauerer Durchsicht der Lebensläufe zum Bewerbungsgespräch eingeladen. Dieses findet zu meinem Glück auf Englisch statt, sodass ich mir ein gutes Bild der Kandidaten machen kann. Idealerweise wäre der- oder diejenige sofort verfügbar. So bliebe noch etwas gemeinsame Zeit vor meiner Abreise zur Arbeit an der Software und am Lagermanagement allgemein.

Die nächste Woche verspricht also spannend zu werden!

Spannend wird in Kenia auch der ganze Monat und man merkt mehr und mehr die Aufregung überall. Am 4. März stehen die Wahlen für den vierten Präsidenten seit Kenias Unabhängigkeit an. Acht Namen stehen zur Auswahl. Wahrscheinlich läuft es aber auf ein Kopf-an-Kopf Rennen zweier Parteien hinaus. Am Wochenende wurden Flugzeuge, Helikopter, Lastwagen und Busse mit Unmengen an Wahlkampagnenmaterial ausgerüstet. Ab jetzt ziehen sie durchs Land um Wählerstimmen zu werben.
 
Gleichzeitig werden für die Bevölkerungen Schulungen zum Ablauf der Wahl gegeben, um das Verständnis des gesamten Prozesses zu verbessern und insbesondere im Falle eines zweiten Wahlgangs zwischen zwei Kandidaten Konfrontationen aufgrund falscher Erwartungen vorzubeugen. Nach den Ausschreitungen während der letzten Wahlen in 2007 hofft man nun auf einen friedlichen Verlauf. Dies ist nun ständige Parole im Radio, in Zeitungen, auf Veranstaltungen genauso wie der Aufruf, zur Wahl zu gehen, um mitzubestimmen und seine Stimme nicht ungenutzt zu lassen.