Montag, 9. März 2015

Unterwegs im Masailand

Mein letzter Abend in Kenia steht schon wieder an. Obwohl ich wie immer das Gefühl habe, ich hätte gerne noch ein paar Tage mehr Zeit, bin ich doch zufrieden mit den letzten drei Wochen und insbesondere mit der letzten Woche. Für unsere nächsten Schulungen konzentrieren wir uns nun auf Kliniken und Gesundheitszentren in Kajiado county, eine Region, die zwar direkt an Nairobi angrenzt, allerdings sehr weitläufig ist und eine relative schlechte Infrastruktur hat. Das Gebiet ist geprägt durch die Masai, ein Nomadenvolk, das immer noch sehr an seinen Traditionen festhält. Männer in bunten Shukas sowie Frauen mit Unmengen an Perlenschmuck sieht man überall. Viehherden halten immer wieder den Verkehr auf. 

Um den Bedarf der einzelnen Einrichtungen zu erfassen, sind wir mit einem überarbeiteten Fragebogen und offenen Augen und Ohren losgezogen. Vorab stellten wir uns noch beim County Gesundheitsminister und County Pharmacist vor, um sie über unsere Idee zu informieren und von Anfang an in das Projekt mit einzubeziehen. Dies ist wichtig, denn ohne ihren Segen würden wir nicht weit kommen.
Nachdem dies gleich am Montagmorgen erledigt war, ging die Reise dann los: 15 Einrichtungen in 5 Tagen hatten wir uns vorgenommen. 13 sind es am Ende geworden. Extrem schlechte Straßen, Aufstände und weggespülte Straßen forderten uns immer wieder aufs Neue heraus. Unser Fahrer Peter machte seinen Job allerdings sehr gut und meisterte jedes Hindernis ohne mit der Wimper zu zucken. Hätte ich meine Fahrkünste unter Beweis stellen müssen, wären wir wahrscheinlich eine Woche länger unterwegs gewesen.
Unsere Eindrücke waren ganz unterschiedlich. Von vorbildlichen klimatisierten, geordneten Lagern bis hin zu einem unendlichen Chaos fand sich alles. Leider auch überarbeitete Krankenschwestern, die zugegebenermaßen kaum Zeit finden, sich um das Arzneimittellager zu kümmern. Dem soll aber bald Abhilfe geschaffen werden und für alle Kliniken und Health Center von der Regierung ein Pharm Tech eingestellt werden. Nichtsdestotrotz ist viel Unterstützung für die Apotheken nötig, um an unser Ziel eines guten Lagermanagement heranzukommen. Ein weiterer Schwachpunkt scheint die Grenze zu Tansania zu sein. Je grenznäher, desto unerklärlich schneller waren Arzneimittel verbraucht, trotz gleichbleibender Patientenzahlen... Fehlende Arzneimittel in den abgelegenen Zentren gibt es immer wieder. So nahmen wir einen Patienten aus Entasopia nach Magadi mit (auf Google Maps nachschlagen lohnt sich), weil es keine TB-Medikamente mehr im Gesundheitszentrum gab. Busse fahren nur einmal am Tag in jede Richtung, der Patient kommt bereits aus einiger Entfernung zu Fuß hergelaufen. Gut, dass wir ihn mitnehmen konnten. Allerdings ist dies bestimmt kein Einzelfall.

Es gibt also viel zu tun. Nach Besuch der verbleibenden zwei Einrichtungen und der Auswertung der Bedarfsanalyse planen wir dann gemeinsam mit dem county pharmacist das weitere Vorgehen. Welche Einrichtungen sollen in unser Training mit einbezogen werden? Wie können wir die Veränderungen am besten nachhalten? Wie können wir die Auswirkungen an möglichst viele weitere Einrichtungen weitergeben? Erste Ideen haben wir bei unserem Treffen bereits besprochen , Details müssen nun ausgearbeitet werden.
So sortiere ich meine Gedanken noch und packe dabei schon wieder meinen Koffer, ungläubig, dass ich nach heute 38°C am Lake Magadi tatsächlich wieder Schal und Jacke anziehen muss.

Unterwegs im Masailand