Freitag, 28. Februar 2014

Dar-es-Salaam


Zwei Wochen war ich nun unterwegs in Tansania, die meiste Zeit ohne Internet oder mit extrem schlechter Verbindung, weshalb ich jetzt erst von meiner Reise berichten kann.

Von einer Metropole  in die nächste führte mich der Weg von Nairobi (Maa, "kühles Wasser") nach Dar-es-Salaam (arab., "Haus des Friedens"). Dar ist zwar nicht die Hauptstadt Tansanias (das ist offiziell Dodoma), allerdings nennen selbst viele Tansanier, wenn man sie nach ihrer Hauptstadt fragt, zuerst Dar. Es ist Regierungssitz, Wirtschafts- und Handelszentrum und auch die meisten Botschaften sind hier angesiedelt.

Der Verkehr ist ähnlich überwältigend wie in Nairobi und die Fahrt vom Flughafen in die Stadt (ca. 10km) brauchten wir schlappe zwei Stunden. Für dieselbe Strecke brauchte ich für meinen Rückflug zu nächtlicher Stunde nur 15 Minuten. Glücklicherweise gibt es alternativ zu den normalen Taxis noch sogenannte „Bajajis“ (woanders auch Tuk-Tuk oder Autorikscha genannt). Diese schlängeln sich dann über Stock, Stein und Bürgersteig zwischen den Automassen hindurch, wodurch man dann relativ zügig vorankommt. Auf meinem Plan stand zunächst ein Treffen mit Karl Friedrich Steinhausen von „action medeor international healthcare Tanzania“, einem wichtigen Arzneimittellieferanten für viele Krankenhäuser neben der staatlichen Agentur „msd“ (medical stores department). Für unser Tansaniaprojekt in Hanga kaufen wir vor allem hier ein. Die Filliale der deutschen Hilfsorganisation action medeor wurde vor 10 Jahren in Dar-es-Salaam gegründet, um lokale Strukturen zu verstärken.

Meinen zweiten Termin an diesem Tag hatte ich im Country Office von AMREF mit den dortigen Koordinatoren für das Outreach Programm, Agnes und Amos, um sie persönlich kennenzulernen und über den weiteren Verlauf unseres Projektes, insbesondere die Schulungen zu sprechen. Denn obwohl Kenia und Tansania dicht beieinander liegen und vielleicht erst einmal ähnlich erscheinen, gibt es einige Unterschiede, die wir bei der Planung und Organisation berücksichtigen müssen. Dazu gehören z.B. die schlechtere Infrastruktur oder die geringeren Englischkenntnisse des Personals.

Nachdem ich dann am wuseligen Busbahnhof Ubungo  dann auch noch mein Busticket für den nächsten Tag nach Ifakara besorgt hatte, schlenderte ich noch ein bisschen durch Downtown und am am Wasser entlang. Obwohl Dar am Meer liegt und es auch Stadtstrände gibt, laden diese leider aufgrund von Abwasser, Müll und tansanischen Beachboys eher wenig zum Baden ein. So begnügte ich mich also mit einem Soda (wie hier alle Limonaden jeglicher Marke genannt werden) in einer der Strandbars.
Dar-es-Salaam

Donnerstag, 13. Februar 2014

Devolution

Ein Wort, das mir in der letzten Woche immer wieder begegnete ist "devolution". Bedeuten tut es: Übertragung administrativer Funktionen in einem Einheitsstaat an regionale Körperschaften (was ich Politikfuchs nachgeschlagen habe, um sicher zu sein, worüber ich rede).
In der neuen Verfassung Kenias wurde die Aufteilung des Landes in 47 counties aufgenommen. Nach den Wahlen im letzten Jahr wird diese Aufteilung nun nach und nach umgesetzt und den einzelnen counties nun also die Selbstverwaltung zugesprochen. Jedes county wählt einen Präsidenten, einen Governor, einen Minister, ein Parlamentsabgeordneten und eine Frauenbeauftragte. Vom Staat werden insgesamt 210 Milliarden kenianische Schilling auf die Counties verteilt (ca. 1,8 Mio €), über die diese nun selbst verfügen können, um in ihre Region zu investieren. Der Weg über die zentrale Regierung in Nairobi bleibt erspart. So soll der Wettbewerb unter den verschiedenen Regionen gefördert werden und eine Bevorzugung bestimmter Gebiete durch Personen im Ministerium in Nairobi vermieden werden.
Auch der Gesundheitssektor soll sich auf diese Weise stark verändern, Krankenhäuser renoviert , mehr Krankenwagen zur Verfügung gestellt und Personal eingestellt werden.
Bei meinem letzten Besuch war das ganze noch reine Theorie. Ab Oktober fingen die Governors in den Counties an zu arbeiten und nun beobachten alle mit Spannung die Entwicklungen. Die Meinungen sind gemischt, insgesamt steht man der Veränderung jedoch positive gegenüber.
Auch für unser Projekt hat sich dadurch etwas geändert. Statt beim Gesundheitsministerium vorzusprechen wenden wir uns nun an die County Minister für den Gesundheitsbereich und den County Pharmacist. Ein Vorteil ist definitiv, dass diese Leute näher am Geschehen dran sind, auch wenn sie immer noch am Schreibtisch sitzen. Hinzu kommt, dass die gesamte Verwaltungsstruktur durch junge Leute belebt wird, die, so scheint es zumindest, mit mehr Idealismus und Motivation an ihre Posten gehen, als es so manch alteingesessener Beamte vielleicht täte.
So nahmen Julius und ich diese Woche den Weg nach Machakos und Makueni auf uns. Dort hatten wir im letzten Jahr in sechs Krankenhäusern unsere Umfrage durchgeführt und sind nun dabei die Schulungen zu planen.
In beiden Ministerien wurden wir freundlich empfangen, aber auch kritisch befragt, was wir genau vorhaben und an wen wir unsere Schulungen richten wollen. Das teilweise verbreitete Bild von "Afrika, da nimmt man, was man kriegen kann" ist wirklich veraltet, wenn es den jemals aktuell war.
Unsere individuelle Befragung der Krankenhäuser und nun des zuständigen Personals auf der Verwaltungsebene gibt uns genau Aufschluss darüber, was vor Ort wirklich benötigt wird, was es schon gibt und welche Ansprechpartner wir haben. Der Tag war sehr informativ und brachte uns einige gute Kontakte.


Außerdem brachte er mit sich, dass wir uns in Makueni alle günstig mit reichlich Mangos bevorraten konnten (denn es ist wieder Mangosaison, juchu) und außerdem auf dem Rückweg von Machakos noch ein Rätsel der Natur mitnehmen konnten: in Kya Mwilu, ein Stück die Machakos Hills hinauf, wird die Schwerkraft ausgehebelt. Wirklich. Gießt man Wasser auf die Straße, fließt es den Berg hinauf, nicht hinab. Stellt man den Motor des Autos aus (und wir waren mit einem beladenen Pick-Up unterwegs) und löst die Bremse, rollt das Auto unheimlicherweise den Berg hinauf statt hinab, als würde man gezogen werden. Eine Erklärung gibt es nicht, nur eine alte Legende über eine Frau, die sich in ihrer Liebe nicht zwischen zwei Männern entscheiden konnte und nun immer noch auch nach ihrer aller Tode hin- und hergerissen ist, zu wem sie sich begeben soll... Wissenschaftliche Studien wurden noch nicht durchgeführt. Die Dorfbewohner führen das Wunder einfach immer und immer wieder vor. Und statt nach einer Erklärung zu suchen hielt ich mich an kindliches Staunen und Begeisterung.


Morgen geht es für mich nun schon wieder weiter nach Tansania. Termine in Dar-es-Salaam, Lugala (eines der Outreachkrankenhäuser) und Hanga (wo AoG ein weiteres kleines Projekt hat) stehen auf dem Programm. Nach den turbulenten Flügen meiner letzten Reise wollte ich mir vorsorglich noch Reisetabletten aus der Apotheke hier besorgen. Nachdem ich den netten Herren hinter der Theke dann davon überzeugt hatte, dass ich wirklich kein Domperidon gegen die Übelkeit nehmen möchte, verkaufte er mir einen Blister Cinnarizin, das hier in Kenia standardmäßig gegen Reiseübelkeit eingesetzt wird; im braunen Papiertütchen und ohne Packungsbeilage, dafür mit der Nachfrage, ob ich denn wisse, wie ich die Tabletten einzunehmen habe. Da war mein Vertrauen allerdings schon ein wenig erschüttert...
Nun bin ich gewappnet für den nächsten Teil der Reise und wünsche mir eine "Safari njema", gute Reise.
Devolution

Sonntag, 9. Februar 2014

Karibu Kenya! Die nächste Staffel

Am Montagabend machte ich mich bei kühlen Graden in München auf den Weg zum Flughafen und wurde einen Tag später nach einer durchflogenen Nacht bei angenehmen 28°C in Nairobi am Flughafen empfangen. Mal wieder hieß es "Karibu Kenya"! Mittwoch war dann gleich mein erster Arbeitstag bei AMREF. So konnte ich viele bekannte Gesichter begrüßen, an den ersten Meetings teilnehmen und das Arzneimittellager und die Fortschritte dort zu begutachten. Da die Lagerhaltung nun mit der eingeführten Software gemacht wird, erübrigt sich das Ausfüllen diverser Bestellzettel und Bestandsbücher. Durch die mit der Software durchgeführte Verfallsdatenkontrolle, konnten bereits einige Arzneimittel rechtzeitig identifiziert, aussortiert und an andere Gesundheitseinrichtungen weitergegeben werden, bevor sie entsorgt werden müssen. Die während meines letzten Besuches durchgeführte Umfrage hat Julius in den letzten Monaten selbstständig weitergeführt. So haben wir nun Daten von 15 Krankenhäusern in Kenia und 11 in Tansania. Erfragt haben wir dabei zum Beispiel, welches Personal vorhanden ist, wie die Stromversorgung gesichert wird, ob es Internet gibt, wie das Lager organisiert ist. Anhand dieser Daten erstellen wir nun ein individuelles Schulungsprogramm, um Mitarbeiter der Outreachkliniken zu schulen. Der Fokus liegt im Bereich Lagermanagement und der Software. Nach der Auswertung erarbeiten wir gemeinsam mit Erick, dem als Berater eingestellten Apotheker in den nächsten Wochen die konkreten Schulungsunterlagen. Er hat bereits viele Schulungen durchgeführt und kennt sich auch mit der Software sehr gut aus, sodas er eine große Hilfe beim Erstellen des Programms ist und gut einschätzen kann, wieviel wir unseren Schulungsteilnehmern zumuten können. Das erste Training soll in Kenia stattfinden. So vergingen die ersten Tage schon wieder wie im Fluge mit Treffen, Besprechungen und Planungen und die nächste Woche scheint auch bereits ziemlich verplant. Aber Pläne können sich insbesondere hier natürlich auch immer schnell ändern...
Karibu Kenya!